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Universum im Gleichgewicht

Um jetzt auch noch richtig philosophisch zu werden, denke ich, dass alle Elemente im Universum sich in einer gewissen Balance, einem stabilen Gleichgewichtszustand befinden. Wird dieses Gleichgewicht in eine Richtung ausgelenkt, entsteht immer auch eine Gegenkraft in die entgegengesetzte Richtung. Je stärker oder radikaler die Bewegung wird, um so radikaler wird auch die Gegenbewegung.
Auf lange Sicht stellt sich aus dem Spiel der Kräfte wieder ein stabiler Zustand ein. Dabei kommt es immer wieder zu Ausschlägen in beide Richtung. In einer Bewegung, die dem Prinzip einer gedämpften Schwingung ähnelt, wird es sich aber irgendwann auf einen stabilen Zustand einpendeln. Dieser muss nicht genau dem Ursprung entsprechen, er kann auch dichter an einem der Extreme liegen, ist aber nie ganz extrem. Die Extreme sind keine stabilen Zustände.
Durch äußere oder innere Störungen kann es natürlich immer wieder zu Auslenkungen kommen, die zu einer erneuten gedämpften Schwingung führen.
So ist das Universum immer wieder anpassungsfähig.

Wenn wir eine gesellschaftliche Entwicklung haben, die den Gemeinsinn
glorifiziert, und den Individualismus unterdrückt, gibt es eine
Gegenbewegung für mehr Freiheit, haben wir eine Entwicklung zu völligem
Individualismus und Selbstsucht, gibt es eine Gegenbewegung zu mehr
Gemeinsinn und Solidarität, sowohl politisch als auch religiös
motiviert.
Zurzeit haben wir eine weltweite Entwicklung zu Individualität und
Egoismus, und als Gegenbewegungen die Sozialforen und andere soziale
Bewegungen, aber auch ein Erstarken der Flucht in religiöse
Gemeinschaften.

Meiner Meinung nach sind aber weder purer Kapitalismus, noch purer
Sozialismus, weder pures Patriarchat, noch pures Matriarchat in einer
pluralistischen, demokratischen Gesellschaft realisierbar. Sie
erfordern alle absolutistische Strukturen, um die starken
Gegenbewegungen zu unterdrücken.

Dabei geschieht das Einpendeln auf einen stabilen Zustand nicht zwangsläufig, sondern es kann auch vorkommen, dass ganze Kulturen zugrunde gehen.
Das kann dann geschehen, wenn die entgegengesetzten Kräfte sich nicht ausgleichen, sondern eine wesentlich stärker ist, und das System letztendlich zerstört.

Die Gefahr des Ausuferns ist auf jeden Fall immer präsent, man darf sich also nicht darauf verlassen, dass sich alles von selbst einpendelt, sondern sollte sich an diesem Prozess beteiligen.

Auf einer höheren Abstraktionsebene könnte aber auch die Zerstörung ganzer Kulturen, Teil eines Einschwingprozesses sein. Wenn wir heute aus den Gründen für die Vernichtungen früherer Kulturen lernen, diese Fehler nicht zu wiederholen, und dadurch hoffentlich unsere Kultur retten können, dann kann selbst die Zerstörung einer ganzen Kultur, Teil des Lernprozesses der gesamten Menschheit sein.
Lernen wir allerdings nicht daraus, werden vielleicht unsere Fehler, die zur Zerstörung unserer Kultur führen werden, ein schlechtes Beispiel für eine zukünftige Generation bilden, die dann hoffentlich daraus lernt, unsere Fehler nicht zu wiederholen.
Immer vorausgesetzt, wir schaffen es nicht, die gesamte Menschheit auszurotten.

Natürlich ist das auch nicht unbedingt ein großer Trost für die Menschen, die bei einem solchen Zusammenbruch sterben oder verelenden, darum würde ich es bevorzugen, zu einer Zivilisation zu gehören, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt.
Ob das so ist, muss sich aber noch zeigen.



Letzte Anpassung: 2008-06-16